Dienstag, 14. August 2012

Licht und Schatten



Den Sand und das Salzwasser hatten wir uns beide abgeduscht und lagen nun ganz nackt auf unserem Bett. Die Balkontür stand weit auf und ein leichter Wind kam vom Meer und strich über unsere Haut.
Du lagst auf dem Rücken. Ganz entspannt. Endlich!
Die letzten Wochen hast Du mehr gearbeitet als gelebt.
Ich lag seitlich neben Dir. Mein rechtes bein über deines gelegt, den Kopf aufgestützt und mit dem Zeigefinger der anderen Hand malte ich Bilder auf deine Brust und deinen Bauch.
Unser, mehr flüsterndes Gespräch drehte sich um uns, um mich und Du fragtest nach dem Denker, dem Wolf und dem Entdecker.
Diese Möglichkeiten zwischen uns, diese Nähe und dieses liebevolle Zuhören von Dir...
Es war ein wunderschöner und wertvoller Moment. Nach einem Augenblick der Stille packtest Du meine Hüften und zogst mich mit einem übertriebenen, spöttischen Keuchen und Lachen auf deinen Schoß.
"Du bist eine unglaubliche Frau. Ich liebe Dich!"
Du möchtest es auch hören.
Ich weiß genau, wie sehr Du es Dir wünscht. Diese Worte von mir.
Mir schießen Zahlen durch den Kopf:
26 Jahre schon zusammen, 19 Jahre verheiratet...
Wieviele Monate, Tage, Stunden... Wie oft habe ich es gefühlt und nicht gesagt?
Habe ich es schon mal gesagt? Wann? Wo?
Spüren, nicht sprechen! Fühlen und wissen...ohne Worte!
"Du brauchst nichts sagen. Ich kann in deinen Augen doch alles lesen!"
Bevor ich sie schließen kann, damit Du nicht siehst, dass Du nichts siehst,
kommt irgendwo aus meinem Körper eine letzte Reserve und ich richte mich lachend auf,
kneife Dir in die Seite und stehe auf.
Du springst auf, versuchst mich zu packen und kichernd fallen wir wieder aufs Bett.
Ich werde erst wieder meine Augen öffnen können, wenn dieses bleischwere Gefühl
von meinem Herzen verschwunden ist.
Meine Sehnsucht...






6 Kommentare:

  1. Liebe Poesie
    Du beschreibst diesen sinnlichen Augenblick so unglaublich unglaublich. Es ist eine Tiefe in Deiner Erzählung. Schön, dass Diu dieses Erlebnis erzählst. Liebe Grüsse 64er

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  2. Soviel Traurigkeit zwischen den Zeilen.

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    1. Und auch soviel Glück.
      Manchmal wünsche ich mir mehr Ausgeglichenheit,
      aber dann wäre es nicht mein Leben.

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  3. Da tun sich seelische Abgründe auf. Ich stelle es mir schwierig vor, die Balance nicht zu verlieren, wenn man eine offene Ehe führt. Letztlich geht es doch immer um Gefühle und die sind nun mal unberechenbar. Jetzt kann ich auch die bittersüssen Tränen besser einordnen.

    Alles Liebe,
    Rosalie

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